Zu Beginn der neunziger Jahre stand es schlecht um den Staat Kroatien. Auch Juristen in Deutschland, die berufliche Interessen an Kroatien hatten und Informationen über das dortige Rechtssystem suchten, hatten es nicht leicht, fündig zu werden. Ausgehend von der Überlegung, dass es in Deutschland weitere, aus Kroatien stammende Juristen geben musste bzw. Juristen, die ein besonderes Interesse an Kroatien und am dortigen Rechtssystem hatten und für die es von Vorteil sein könnte, Erfahrungsaustausch zu betreiben, begann eine erste deutschlandweite Suche nach „Gleichgesinnten“.
Veröffentlichungen in juristischen Zeitschriften wiesen den Weg zu einzelnen, in Deutschland mit kroatischem Recht befassten Kollegen, so u.a. zum Kollegen, Herrn Rechtsanwalt Dr. Stefan Pürner. Schon bald zeichnete sich ab, dass der Zeitpunkt für die Initiierung einer Interessengemeinschaft noch nicht gekommen war. Dieser Eindruck verfestigte sich nach Besuchen in Kroatien bei Juristen bzw. der Kroatischen Rechtsanwaltskammer.
Die Umsetzung der Idee, ein Forum für an Kroatien interessierte Juristen zu bilden, wurde bis auf weiteres vertagt, jedoch verbunden mit dem Versprechen, sich nicht aus den Augen zu verlieren.
Im Laufe des Jahres 1995 zeigte sich bei den Kontaktaufnahmen mit den Herren Dr. Pürner und Pintarić, dass zwischenzeitlich verschiedene Personen sowohl juristisch als auch persönlich weitergehende Verbindungen geknüpft hatten. Getreu dem Motto, „ich kenne jemanden, der jemanden kennt, der Jurist ist und etwas mit Kroatien zu tun hat“, zeichnete sich bald ab, dass mehr als nur eine Hand voll Menschen ein Interesse daran hatten, eine bilaterale Juristengruppierung zu bilden.
Veröffentlichungen in den einschlägigen juristischen Zeitschriften wiesen auf die Gründungsveranstaltung der Deutsch-Kroatischen Juristenvereinigung (DKJV) am 27.01.1996 in Frankfurt/Main hin. Kolleginnen und Kollegen, die noch nicht über die „stille Post“ von der Idee der Gründung der Vereinigung unterrichtet waren, konnten so ebenfalls Kontakt mit den Initiatoren aufnehmen und die DKJV als Verein mitbegründen.
Der weitere Verlauf der Geschehnisse wurde vom Kollegen Dr. Pürner im Vorwort des „Zbornik Radova“ der Juristischen Fakultät Split des Jahres 2001 auf den Seiten 5 ff. beschrieben. Aus heutiger Sicht lässt sich sagen, dass es tatsächlich gelungen ist, ein Forum hervorzubringen, dass an Kroatien interessierten Juristen weitergehende Fachkenntnisse und Kontakte zu Kollegen verschafft.
Festzustellen war einerseits, dass das Interesse Einzelner nur von kurzer Dauer war. Andererseits bleibt festzuhalten, dass über die DKJV Verbindungen hergestellt wurden zwischen Kolleginnen und Kollegen, die in der Mehrzahl seit nunmehr vielen Jahren bestehen.
Der Mitgliederbestand spiegelt die ausgewogene Altersstruktur des Vereins wieder, die Mitgliederbewegung zeigt das Interesse gerade der jüngeren und vielfach bereits in Deutschland geborenen Juristinnen und Juristen kroatischer Herkunft, in Erfahrungsaustausch zu treten und hierbei die bestehende Struktur der DKJV zu nutzen. Die seit 1997 nahezu jährlich stattfindenden Symposien in Split, Berlin und zuletzt vor allem in Zagreb haben auch zu einem länderübergreifenden Austausch juristischer und sonstiger Gedanken geführt. Weiterhin konnte die Vereinigung durch ihre Mitglieder mittlerweile zu anderen Organisationen und deren Repräsentanten ein Netzwerk knüpfen.
Am Anfang stand die Idee der Schaffung eines Forums für Gleichgesinnte. Nach nunmehr zwei Jahrzehnten andauernder Tätigkeit hat sich erfreulicherweise gezeigt, dass es gelungen ist, Ideen und Worten Taten folgen zu lassen.
Rechtsanwalt Ranko Pezo
Kanzlei Pezo & Vennemann, Köln
Mitinitiator und seit 1996 Vorstandsmitglied der
Deutsch-Kroatischen Juristenvereinigung e. V.